Am Sonntag dem 23.11, dem sogenannten Totensonntag, hätte die 1.
Herrenmannschaft der VTH ihre Tabellenführung verteidigen können. Was ein
akzeptables Ziel gewesen wäre, über welches sich niemand beschwert hätte. Aber
was, wenn sie stattdessen etwas völlig anderes anstreben würde? Etwas, dass
bisher in der Landesliga noch nie versucht wurde? Würde es nicht einer Revolution
im Volleyball gleichkommen, wenn es der Mannschaft gelänge eine Methodik zu
entwickeln, mit der sie ein Volleyballspiel aktiv verhindern kann? Aber so, dass sich
der Gegner nicht beschwert, sondern für seine vermeintliche Überlegenheit auch
noch feiert. Das wäre ein wirklich herausragendes Ziel für diesen Totensonntag und
genau dafür entschieden sich die Mannschaftsmitglieder alle zusammen aber
unabhängig voneinander. Die Vorbereitungen für eine solche das Spielprinzip auf
den Kopf stellende Methodik begannen schon weit vor dem eigentlichen Spieltag.
Durch gezieltes Auslassen der Volleyballtrainings über mehrere Wochen konnte der
Übungseffekt im Vorfeld für alle auf einem Niveau gehalten werden, das für die
nachfolgenden Schritte unverzichtbar ist. Gekrönt wird diese umsichtige Vorbereitung
dann am Spieltag selber durch konsequentes zu spät oder gar nicht kommen. Die
eigentliche Genialität der Methodik zeigt sich aber erst nach dem Anpfiff, wie die
Hagsfelder eindrucksvoll bewiesen. In der Annahme werden Bälle prinzipiell nur mit
überraschten Zuckungen angenommen, um sie entweder möglichst direkt auf den
Boden zu pritschen oder alternativ weit weg ins Aus zu baggern. Wenn einem das
direkte auf den Boden Spielen nicht auf Anhieb gelingt, so kann der annehmenden
Spieler das immer noch ausgleichen, indem er wenigstens einen möglichst langen
Laufweg für den Steller erzeugt. Auf diese Weise entsteht eine gesunde Grund-
Hektik durch den panisch über das Feld hechtenden Steller, anhand dem der
überraschte Gegner völlig zu Unrecht vermutet, seine Angaben oder sein Angriff
müssten wohl auf Bundesliga-Niveau gewesen sein. Doch auch bei einem
herübergeworfenen Dankeball darf man keinesfalls von dieser todsicheren Annahme-
Methodik abweichen. Im unwahrscheinlichen Fall, dass der Steller den Ball dennoch
zu erreichen droht, kann die von der VTH gezeigte Methodik ebenfalls noch Abhilfe
schaffen. So können sich Spieler stolpernd dem Steller in den Weg schmeißen, um
ihn zu Fall zu bringen. Oder aber man trickst den Steller dadurch aus, dass man
zeitgleich mit ihm in einem intim romantischen Moment den Ball zu spielen versucht.
Kenner werden nun einwenden, dass sich damit ein dritter Ballkontakt nicht
hundertprozentig verhindern lässt und auch bei den Hagsfeldern war dies tatsächlich
ab und zu der Fall. Dennoch bewahrten alle Spieler einen kühlen Kopf, indem sie
nicht verzweifelten, sondern ohne nachzudenken den Ball mit Wucht ins Aus hauten.
Durch den eigenen Block abgelenkt, wird der Gegenspieler hinter dieser genialen
Finte meistens keine Absicht vermuten. Insbesondere dann nicht, wenn gekonnt
zwischen Angriffsschlägen hinter und neben das Spielfeld variiert wird. Da nicht aus
allen Kontaktsituationen beim Angriff immer sicher ins Aus geschlagen werden kann,
bietet die gezeigte Methodik alternativ noch den gezielten Schlag in den Killblock an,
was der Gegenseite besonders effektiv den Blick für die offensichtliche Sabotage des
Spiels verblenden wird. Zu guter Letzt konnte die Hagsfelder Mannschaft noch
demonstrieren wie man vorgeht, wenn das Verhindern des eigenen Angriffs einmal
nicht gelingt: wenn der Gegner den zu schwach angegriffenen Ball verteidigt, ist die
eigene Bewegung sofort einzustellen und sichtbar zu resignieren, um dem folgenden
Gegenangriff möglichst nicht im Wege zu stehen. Wird sich konsequent an die
vorgestellte Methodik gehalten, ist es möglich, Sätze schnell zu beenden und dabei
nur wenig eigene Kräfte zu verbrauchen. Auch die Punkteanzeigen werden durch viel
selteneres Hochzählen auf einer der Seiten geschont und verbleiben bei
meisterhafter Anwendung sogar im unteren einstelligen Bereich. Der VTH gelang
dieses Kunststück bereits im Verlauf von nur drei Sätzen, was die herausragende
Anpassungsfähigkeit der Spieler an die gänzlich unabgesprochene Methodik
beweist. Jedem einzelnen Spieler ist ein großes Lob zu attestieren, war es doch für
Außenstehende komplett unverständlich, wie die eigenen Fähigkeiten so geschickt
verborgen werden konnten. Auch der VSG Ettlingen/Rüppurr tappte bis zuletzt im
Dunkeln, hielt sich für äußert fähig und bemerkte die methodische Verhinderung des
Spiels durch den VTH nicht. Mit dieser Vorstellung hat die Mannschaft am
Totensonntag in Ettlingen eindrucksvoll bewiesen, wie sie eine revolutionäre
Methode schlagartig und mit Erfolg anwenden kann. Wir alle sind zu Recht gespannt,
wann wir das nächste Mahl eine so kunstvolle Spielverhinderung aus den Händen
der Hagsfelder bestaunen dürfen.